Ohne Gemeinden keine Inklusion
Lebenshilfe Tirol gibt Handlungsempfehlungen und sieht Potential
Innsbruck, 3. Mai 2023. Anlässlich des Internationalen Protesttages der Menschen mit Behinderungen am 5. Mai richtet sich die Lebenshilfe Tirol an die Gemeinden. Denn in den Städten und Gemeinden wird die Lebenswirklichkeit von und für Menschen mit Behinderungen wesentlich gestaltet.
„Menschen mit Behinderungen gehören mitten hinein in die Gemeinschaft – von Anfang an. Kinder mit und ohne Behinderungen besuchen die gleichen Kindergärten und Schulen. Ausbildung und Beruf finden gemeinsam in inklusiven Betrieben statt. In der Freizeit haben alle die Möglichkeit, in Sportvereinen, Theater- oder Musikgruppen vor Ort mitmachen zu können. Das ist Inklusion, Ziel der UN-Behindertenrechtskonvention (kurz UN-BRK) und der nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030“, so Georg Willeit, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol.
Anhand von 10 Handlungsfeldern zeigt die Lebenshilfe Tirol auf, wie einfach es sein kann, die Inklusion von Menschen mit und ohne Behinderungen voranzutreiben. Gerade bei Gemeinden sieht Georg Willeit großes Potential und lobt die vielen Kooperationen und Bemühungen, die es bereits gibt. Während Aktionspläne auf Lands- und Bundesebene das Große und Ganze im Blick haben, kann in den Dörfern und Gemeinden mit wenigen Maßnahmen viel bewegt werden. „Die Lebenshilfe begleitet in fast allen Gemeinden Tirols Menschen mit Behinderungen und sieht im Miteinander die Chancen, die sich auftun, wenn wir die gleichberechtigte Teilhabe aller Gemeindebürger/innen in den Focus rücken“, so Georg Willeit. „Wir sehen aber auch: Ohne Gemeinden keine Inklusion“.
„Die Barrieren im täglichen Leben sind vielseitig, aber viele könnten leicht überwunden werden“, ist Simon Prucker überzeugt. Er ist Peer Berater an der Beratungsstelle der Lebenshilfe und kennt die Anliegen von Menschen mit Behinderungen genau. „Wenn etwas schnell gehen muss oder wenn ich Anträge ausfüllen muss“, bekomme ich Panik schildet Simon Prucker. „Da geht es mir genauso, wie vielen andere Menschen“. Geschulte Mitarbeiter/innen in den Gemeinden könnten hier mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zudem wären Behördenabläufe oder Anträge in einfacher Sprache eine große Erleichterung. Aus seinen Beratungen weiß er, dass bei den Themen Wohnen und Arbeiten besonders der Schuh drückt. „Menschen mit Behinderungen machen sich ebenso Gedanken über ihre Zukunft, die Teuerung und wünschen sich eine barrierefreie Wohnung in ihrem Dorf und einen bezahlten Arbeitsplatz in Wohnortnähe“, weiß Simon Prucker.
Community Care als Voraussetzung für Caring Communities
Mut machen und Gemeinden stärken möchte Eva Fleischer von Management Center Innsbruck. Die Professorin hat intensiv zur Gemeinwesenarbeit geforscht und empfiehlt den Aufbau von sozialräumlich ausgerichteten und wohnbezogenen Angeboten. Diese sollen so organisiert werden, dass Menschen mit Unterstützungsbedarf diesen in ihrer Gemeinde bekommen. „Community Care hat eine räumliche, soziale und rechtlich-politische Komponente und ist eine Voraussetzung für Caring Communities. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, bleibt es beim Appell an die Ehrenamtlichkeit. Hilfsbeziehungen die auf Dankbarkeit aufbauen sind keine verlässliche Basis und somit problematisch, wenn es um die Verwirklichung sozialer Rechte geht“, so Eva Fleischer.
Rückfragehinweis:
Kommunikation: Manfred Lechner, Tel: 0676 88509 303 Lebenshilfe Tirol gem. GmbH